Königsteiner Woche, 23.11.2017
St. Lazarus-Fonds Europe: Neue Kooperation und neue Vorstände
Es gibt Neuigkeiten von St. Lazarus-Fonds Europe mit Sitz in Königstein: Zum einen ist der Vorstand vergrößert worden, sodass sich jeder nach seinen Stärken einbringen und noch mehr Verantwortung übernehmen kann. Zum anderen kooperiert man seit August mit der Liselotte-Faaber-Stiftung. Mit dem Geld konnte man bereits einen fünfstelligen Betrag in Materialien investieren, die zum Bau der sanitären Einrichtungen in der Lepra-Kolonie Loilem in Myanmar benötigt werden. In Loilem is auch der Dreh- und Angelpunkt des Engagements der 2001 in Königstein gegründeten Hilfsorganisation zu finden. Diese hat sich dem Ziel verschrieben, Menschen zu helfen, die an der Krankheit Lepra oder deren Folgen leiden. St. Lazarus ist übrigens ein Teil einer weltweiten Organisation, die der katholischen Kirche nahesteht.
Schirmherr ist daher auch seit der Gründung Kardinal Karl Lehmann. Gemeinsam mit den St. Lazarus-Fördervereinen in Korea, den USA und Japan erstreckt sich die Hilfe auf alle Teile der Welt, in denen die Krankheit verbreitet ist. Schwerpunkt der Hilfstätigkeit des St. Lazarus Fonds Europe sind Länder Asiens und Afrikas.
Der Hilfsgedanke selbst ist auf die Initiative eines katholischen Priesters der Organisation in Korea zurückzuführen, der vor über 60 Jahren in der Nähe von Seoul eine Einrichtung geschaffen hat, in der Leprakranke eine Unterkunft fanden und versorgt wurden.
Diese Gedanken führt seit 2001 nun sein Landsmann Peter Chung als Vorstandsvorsitzender des St. Lazarus-Fonds Europe fort, der Anfang Dezember zusammen mit dem 2. Vorsitzenden, dem Mediziner Dr. Thomas Gille, ins Lepradorf Loilem fliegen wird, um selbst Hand anzulegen und den Fortschritt vor Ort zu dokumentieren. Es gibt noch viel zu tun in den fünf Dörfern der Kolonie, in denen 800 Menschen leben – sowohl an Lepra Erkrankte als auch deren Angehörige. Im Mittelpunkt der Hilfen stehen die Sicherstellung der Grundbedürfnisse der Dorfbewohner, die medizinische Versorgung und auch die schulische und berufliche Ausbildung von Kindern und Angehörigen von Leprakranken, eine Krankheit, die heute noch in der Gesellschaft stark stigmatisiert wird und die betroffenen Menschen ausgrenzt. Daher ist auch der letzte Hilfsgedanke ein sehr entscheidender: Projekt zur Förderung der Selbständigkeit der Betroffenen. Zu den Maßnahmen, die im Vordergrund stehen und die in den Folgejahren vom ersten Dorf auf die weiteren übertragen werden sollen, zählen: der Brunnenbau, die Viehzucht, die Landwirtschaft und die bereits erwähnten sanitären Einrichtungen. „Wir sind bestrebt, die Kooperation dauerhalf auszubauen und weitere Stiftungen mit unserem Engagement zu begeistern. Insbesondere die Tatsache, dass 100 Prozent der Spenden ohne Verwaltungskosten im Dorf ankommen und wir die Projekte selbst kontrollieren, begeistert die Spender“, sagt Peter Chung.
Mit ihm bilden neben Dr. Thomas Gille auch Jerome Langensiepen (Recht), Philippe Junge (Finanzen), Johann Park (Unternehmenskooperationen), Dr. Norbert Schönberger (Kooperationen), und Erik Opper (PR und Fundraising) den aktuellen Vorstand. Wenn Peter Chung und Dr. Thomas Gille („. Vorstand) in wenigen Tagen ins Lepradorf fliegen, wird auch Philip Staerke, als Partner vor Ort, eine Filmdokumentation machen. Um das Spendenaufkommen auf verschiedene Beine zu stellen und die Bekanntschaft der weiter anhaltenden Lepra-NEU-Erkrankung (jährlich 200.000 Menschen) in der westlichen Öffentlichkeit zu fördern, sollen weitere Unternehmenskooperationen aufgebaut werden und Veranstaltungen weiter organisiert werden. Eine weitere Finanzierung eines Brunnens wird übrigens durch eine großzugige Spende einer weiteren Stiftung ebenso in 2017 in Aussicht gestellt. Neben weiteren Unterstützern für den Verein werden aktuell prominente Botschafter gesucht, die insbesondere auch bei jüngeren Menschen Aufmerksamkeit finden.
Am 19. Januar 2018 findet ein Neujahrsempfang in der Villa Augusta mit einer aktuellen Dokumentation der Baufortschritte in der Kolonie durch Peter Chung und Dr. Thomas Gille statt.
Dir Krankheit spielt heute im Bewusstsein der westlichen Welt keine große Rolle mehr. Dennoch gibt es jedes Jahr über 200.000 Neuerkrankungen (World Health Organisation), häufig in solchen Teilen der Welt mit niedrigen hygienischen Standards. Die Hilfsmaßnahmen werden durch Spenden und mit Mitteln aus Veranstaltungen realisiert.
Hintergrund zum Projekt
Anlässlich eines Treffens von asiatischen Bischöfen 2013 hat der Erzbischof von Taunggyi, Matthias U Shwe, den St. Lazarus-Fonds um Unterstützung der in seinem Bistum liegenden Leprakolonie Loilem gebeten. Diese wurde bereits 1938 von dem italienischen Priester Perico gegründet. Die Kolonie besteht aus mehreren Dörfern mit insgesamt798 Bewohnern, die überwiegend im Familienverbund zusammenleben. Von den Bewohnern sind etwa 283 an Lepra erkrankt. Wegen der Ausgrenzung durch die Gesellschaft und die Abgelegenheit ihrer Dörfer müssen sich die Bewohner weitergehend selbstversorgen. Auch reicht das Geld nicht aus, um fehlende Nahrungsmittel und Medikamente in dem benötigten Umfang gleichermaßen zu beschaffen.
Pater Than, Director der KMSS-TGI (Karuna Mission Social Solidarity mit Sitz in Taunggyi), Archdiocese (Erzdiozöse) Myanmar, hatte sich daher an den Vorstand des St. Lazarus-Fonds Europe e.V. gewandt, um die Dörfer in einem ersten Schritt in einem auf zwei Jahre angelegten Projekt bei dem Aufbau einer nachhaltigen Landwirtschaft zu unterstützen.
Ziel war in erster Linie die Selbstversorgung der Bewohner mit Nahrungsmitteln. Darüber hinaus sollten aus der Vermarktung eigener landwirtschaftlicher Produkte Einnahmen für die Bewohner erzielt werden. Es ging also sowohl um die Beschaffung von landwirtschaftlichen Geräten, von Saatgut und Vieh, um die Ausbildung der Bewohner in der Handhabung dieser Geräte und in allen mit der Landwirtschaft verbundenen Fragestellungen als auch um die Unterrichtung in den Möglichkeiten einer späteren Vermarktung ihrer Erzeugnisse. Sofern dieses gelingt, bietet sich eine Chance für die Lepra-Kolonie im Laufe der Zeit unabhängiger von den finanziellen Unterstützungsleistungen von Dritten zu werden.
Die Kosten für die Anschaffung von Brunnen, Gerätschaften, Vieh, Saatgut und Leimlingen und die begleitenden Schulungsmaßnahmen wurden für 2016 mit 110.000 US Dollar von St. Lazarus-Fonds Europe e.V. getragen. Um sich eine eigenes Bild von den umgesetzten Maßnahmen im Dorf zu machen, sind einige Vertreter des Vorstands des St. Lazarus-Fonds Europe e.V. in Dezember 2015 nach Myanmar gereist.
Dort wurden mit Pater Than die nächsten Projekte und der Umfang der benötigten Hilfe besprochen und festgelegt. Die Kleinstadt Loilem liegt im Gliedstaat Shan, zehn Kilometer von der nächsten Stadt entfernt im Südosten des Landes Myanmar (ehemals Burma). Die St. Joseph-Leprakolonie liegt circa fünf Kilometeraußerhalb des Ortes Loilem in landwirtschaftlich schöner Lage zwischen bewaldeten Hügeln.